Ich muss zugeben – bis zum letzten Jahr hatte ich nicht besonders viel Interesse an Wildwasserrafting in Nepal. Ich habe Touren in Europa gemacht und dort sogar selbst Kurse im Wildwasserpaddeln gegeben, aber ich dachte nie, dass ich einen Trip in Nepal wirklich spannend finden würde. Was hat also meine Meinung geändert?
Mein 17-jähriger Bruder besuchte uns in Nepal und ich wollte mit ihm etwas besonderes und spannendes unternehmen. Nach zwei Wochen mit vielen Wanderungen, Tempeln und Stupas wollte ich etwas cooles und aufregendes mit ihm machen. Ich hatte das Gefühl, ich müsste ihm einen richtigen Adrenalin-Kick bescheren. Wir hatten nur noch einen Tag zur Verfügung, also bot sich eine Tagestour auf dem Trisuli River geradezu an. Der Fluss ist leicht zu erreichen und das ganze Jahr über befahrbar. Natürlich variieren aber die Pegel und je nach Jahreszeit ist das Erlebnis ein wenig anders.

Wir begannen unsere Tour früh morgens in einem Touristenbus von Kantipath mit einigen anderen Teilnehmern. Nach ungefähr drei Stunden kamen wir an unserer Einsatzstelle an und zogen uns um: kurze Hosen, T-Shirt, Sandalen, eine Schwimmweste und ein Helm. Ich erwartete gar nicht so viel Aufregendes, da der Fluss vom Bus aus ganz ruhig ausgesehen hatte, aber trotzdem entschied ich mich dafür, meine Brille dem Guide zur sicheren Verwahrung zu übergeben. Im Nachhinein betrachtet absolut die richtige Entscheidung!
Was für uns folgten, waren drei Stunden pures Adrenalin. Ich war überhaupt nicht auf die Wassermassen vorbereitet, die den Fluss hinunterflossen. Die Kraft und die Größe der Wellen waren unglaublich. Ich musste mich wirklich feste an meinem Paddel festhalten, um dieses nicht in den Wellen zu verlieren. Da mein Bruder und ich die einzigen Kunden im Raft und die anderen Passagiere Guides in der Ausbildung waren, nahmen wir immer die schwierigste Route durch die Wellen und hatten so ein unvergessliches Erlebnis.
Bei jeder kurzen Pause zwischen den Stromschnellen guckten mein Bruder und ich uns nur ungläubig an. Obwohl dies seine erste Rafting-Tour war, so war er schon oft Wildwasserkajak gefahren, doch so etwas hatte auch er noch nie erlebt.

Nach drei Stunden, in denen wir im Boot von den Wellen herumgeschubst wurden, kamen wir im Camp an, wo wir ein leckeres Mittagessen vorgesetzt bekamen. Da wir leider nur einen Tag zur Verfügung hatten, mussten wir am Nachmittag schon nach Kathmandu zurückkehren, aber das Camp mit seinen kleinen Zelten am Strand sah sehr gemütlich aus. Auf dem Weg zurück versprachen wir uns: Das war definitiv nicht unsere letzte Rafting Tour in Nepal.
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