• Abenteuer
  • 19 Februar, 2021

Drei Tage in Kanjin Gompa

Drei Tage in Kanjin Gompa
Der Gletscher des Langtang Lirung fließt ins Tal. Photo: Eva Wieners

Der Langtang Trek ist einer der beliebtesten Treks in Nepal. Viele Wanderer planen acht bis neun Tage dafür ein und kombinieren ihn mit dem Gosaikunda Trek. Obwohl man so zwei der wunderbaren Trekking-Ziele in einer Wanderung besuchen kann, haben wir uns dafür entschieden, einen anderen Weg zu gehen. Anstatt schnell wieder ins Tal abzusteigen nachdem wir Kanjin Gompa erreicht hatten, entschieden wir uns dafür, uns Zeit zu nehmen und einige extra Tage in dem Dorf zu verbringen. Doch was kann man dort machen? Wir haben die folgenden drei Tagestouren in dem Dorf auf 3860 Metern Höhe gemacht und hatten eine wunderbare Zeit.

Tag 1: Wanderung zum Langtang Lirung Gletscher

Wenn man in Kanjin Gompa ist, kann man den Langtang Lirung Gletscher gar nicht übersehen, der im Hintergrund aufragt und von den Gipfeln der Berge Langtang Lirung, Changbu und Langtang Yubra umgeben ist. Als wir den ersten Blick auf diesen beeindruckenden Gletscher geworfen hatten, wussten wir sofort, dass wir dort hoch wollten um ihn uns einmal näher anzusehen.

Vom Kloster aus kann man dem Pfad bergauf in Richtung Gletscher folgen. Nach ungefähr einer Stunde steht ein sehr steiler Aufstieg an, bis man ein Plateau erreicht. Von hier kann man den Gletscher bewundern. Es gibt einen Weg, der sogar noch näher an das Eis heranführt, aber für uns war hier Endstation, da ein sehr unfreundliches Yak den Weg blockierte. Nachdem wir die letzten vier Tage das Langtang Tal durchwandert hatten, hatten wir auch nichts gegen einen kurzen Tag einzuwenden und hatten ein leckeres Picknick auf den großen Steinen, die das Plateau bedecken.

Drei Tage in Kanjin Gompa
Der Weg entlang des Grades war ganz schön aufregend: Photo: Eva Wieners

Dreht man sich um, so hat man eine unglaubliche Sicht in das schalenförmige Tal, das von beeindruckenden Gipfeln umrandet wird. Während der drei Stunden, die wir dort oben verbrachten, sahen wir mehrere kleine Lawinen, die die Hänge herabtobten und sich jedes Mal wie Explosionen anhörten. Dort in dieser faszinierenden und fast heiligen Landschaft in kompletter Stille zu sitzen – bis auf die natürlichen Geräusche des Windes, des Gletschers und der Tiere – war eine einzigartige Erfahrung und mein liebster Moment auf dem Trek. Sogar meine achtjährige Tochter saß für eine Weile in absoluter Stille und hat alles in sich aufgenommen.

Tag 2: Wanderung zum See

Am nächsten Tag entschieden wir uns dafür, nochmal einen Tag ohne viele Anstrengungen zu verbringen und wollten zu einem See aufsteigen, den wir am Tag vorher gesehen hatten. Wir konnten nicht herausfinden, ob dieser See einen Namen hatte. Um dort anzukommen, liefen wir wieder beim Kloster los, überquerten den Fluss und folgten dann einigen dicken Rohren bergauf. Nach einem wirklich steilen Aufstieg kamen wir am See an. Die Aussicht war wieder sehr schön, mit den hohen Bergen im Hintergrund und dem Gletscher. Wir folgten den Wegen rechts um den See, bis wir einen schönen Ort fanden und nochmal ein Picknick machen konnten.

Am See zu sitzen, unsere Rotis mit Ei von unserem Guesthouse zu genießen und einfach mal die Seele baumeln lassen war genau das, was wir nach den vier Tagen schnellen Aufsteigens brauchten. Es ist möglich um den ganzen See herumzulaufen und noch näher an den Gletscher auf der anderen Seite zu kommen, aber an diesem Tag entschieden wir uns dafür, einfach nur die Aussicht zu genießen und nicht zu viel zu laufen.

Drei Tage in Kanjin Gompa
Am Aussichtspunkt hängen viele Gebetsfahnen, die für eine tolle Geräuschkulisse sorgen. Photo: Eva Wieners

Tag 3: Wanderung zum Kyanjin Ri Aussichtspunkt (4,600 m)

Am dritten Tag setzten wir uns die größte Herausforderung – der Aufstieg zum Kyanjin Ri Aussichtspunkt, den wir in den letzten Tagen schon über dem Dorf hatten aufragen sehen. Mehrere Pfade führten in Richtung des Aussichtspunktes und wir starteten hochmotiviert. Der Weg wandte sich höher und höher an der Bergflanke entlang und wurde immer steiler. Als wir dort waren, hatte es für mehrere Tage nicht geregnet und die Bedingungen waren sehr gut, aber ich würde diesen Pfad nicht nach Regen- oder sogar Schneefall hochlaufen wollen.

Nach dem Aufstieg, der uns viel länger erschien als er eigentlich war (und einigen Momenten, in denen mir fast das Herz stehengeblieben ist, weil meine Tochter plötzlich an einem 100 Meter Abbruch stand), kamen wir am ersten Aussichtspunkt an. In einem Meer von Gebetsfahnen standen ein paar Bänke – der perfekte Ort für eine erste kleine Pause. Die Aussicht von hier war schon spektakulär, und das Dorf unten im Tal erschien wie ein Spielzeugdorf. Wir konnten sehr weit ins Tal sehen, und Tibet erschien plötzlich nur einen Steinwurf entfernt.

Nach einer schnellen Stärkung liefen wir weiter entlang des Grades um zum zweiten Aussichtspunkt weiter oben zu kommen. Dieser Aufstieg war etwas gruselig – der Grad fiel links fast vertikal ab und war auch auf der rechten Seite ziemlich steil. Trotzdem schoben wir uns im Schneckentempo weiter hinauf und nach weiteren 45 Minuten standen wir auf dem Kyanjin Ri Aussichtspunkt auf 4600 Metern. Von hier konnten wir den Gletscher und den See sehen, diesmal allerdings von oben. Wir blieben ziemlich lange und genossen die unglaubliche Aussicht. Das einzige Geräusch, das wir hörten waren die Gebetsfahnen im Wind.

Leider wurde dann das Wetter schlechter, so dass wir uns irgendwann entschieden, wieder abzusteigen. Wir wollten nicht den gleichen Weg heruntergehen, also folgten wir dem Bergkamm ein kleines Stückchen weiter, bis wir rechts in ein Seitental einbiegen konnten. Durch eine große Yakherde führte uns der Weg schnell wieder ins Haupttal und dann zurück nach Kanjin Gompa. Als wir im Guesthouse ankamen, fielen die ersten Schneeflocken und wir waren sehr froh, jetzt wieder zurück zu sein. Mit einer warmen Tasse Tee in den Händen war es wundervoll dem Schnee von drinnen beim Fallen zuzusehen und zu wissen, dass wir heute etwas so Tolles erreicht hatten.

Am nächsten Morgen war das ganze Dorf in eine dünne Schicht Schnee gehüllt. Nach drei wunderbaren Tagen in Kanjin Gompa war unsere Zeit leider zu Ende und wir mussten wieder absteigen. Doch die Tage in dem kleinen Dorf werden uns sicherlich für immer in Erinnerung bleiben.

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