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  • 10 Juni, 2023

Abenteuer im Karakorum – Schätze entlang des KKH

Abenteuer im Karakorum – Schätze entlang des KKH

Pakistan ist eine beliebte Destination für Abenteuer-Touristen. Während manche Provinzen im Süden und Westen des Landes No-Go-Gebiete für Touristen sind wegen der hohen Gefahrenlage, so ist Nordpakistan relativ sicher und erfreut sich immer mehr Beliebtheit bei internationalen Touristen.

Der meiste Tourismus findet in der Provinz Gilgit-Baltistan statt, welche, zusammen mit Azad Jammu Kaschmir, den pakistanisch kontrollierten Teil Kaschmirs bildet, jene politisch umstrittene Region im westlichen Himalaya. Hier treffen die drei höchsten Gebirge der Welt zusammen: Hindukush, Karakoram, und Himalaya; eine einmalige Gebirgsszenerie und eine Region mit immensem Potential für Abenteuersportarten wie Trekking, Klettern, oder Bergsteigen. Durch diese Landschaft schlängelt sich eine der spektakulärsten und abenteuerlichsten Straßen der Welt: der National Highway 35, besser bekannt als Karakorum Highway.

Karakorum Highway bei der Ortschaft Rakhiot Bridge

Der Karakorum Highway (KKH) hat eine Gesamtlänge von 1.300 km, wobei ca. 800 km auf pakistanisches Staatsgebiet entfallen. Er wurde 1978 nach jahrzehntelangen Bauarbeiten fertiggestellt und ist ein gemeinsames Projekt der pakistanischen und chinesischen Regierungen. Die Fernstraße nimmt ihren Anfang in der Nähe von Islamabad, der Hauptstadt Pakistans, und führt auf pakistanischer Seite Richtung Norden bis zur chinesischen Grenze am Khunjerab Pass auf 4700m. Auf chinesischer Seite führt der KKH fort bis nach Kashgar in der chinesischen Provinz Xinjiang. Aufgrund
der aufwändigen Bauarbeiten und die großen Höhen, durch die er führt, wird der KKH manchmal auch als achtes Weltwunder bezeichnet.

Eine Reise entlang des pakistanischen Teils des KKH gehört zu den spektakulärsten Unternehmungen auf der Welt. Im Folgenden stellen wir einige der Highlights dieser Landschaft vor:


Der Nanga Parbat

Nur wenige Kilometer Luftlinie von der Ortschaft Chilas am KKH erhebt sich das gewaltige Bergmassiv des Nanga Parbat. Der Nanga Parbat (8126m) ist einer der 14 8000er und der neunthöchste Berg der Welt. Er bildet den westlichsten Punkt des Himalayas, unweit der Kollisionszone von Hindukush, Karakorum und Himalaya. Die Höhenunterschiede am Nanga Parbat gehören zu den größten der Welt: Auf kurzer Entfernung erhebt sich die Landschaft vom tief gelegen Industal bis zum Gipfel auf über 8000 Meter.

Märchenwiese und Nanga Parbat

Besonders beliebt bei Abenteuertouristen sind die beiden Trekkingtouren zur Nord- und Südseite des Bergmassivs. Auf der Nordseite liegt die „Märchenwiese“ (Fairy Meadows), eine Lichtung im Wald seitlich des Rakhiot-Gletschers, mit schöner Sicht in die sogenannte Rakhiotflanke des Berges. Die Märchenwiese erfreut sich großer Beliebtheit vor allem bei einheimischen, pakistanischen Touristen, u.a. da der Ort gut erreicht werden kann in nur einem Tag vom nahegelegenen KKH, und weil es vor
Ort eine gute touristische Infrastruktur gibt, mit Hotels, Restaurants, Trekkingführern, etc.

Auf der Südseite kann man zur Rupalflanke des Nanga Parbat wandern, zum Fuß der höchsten Bergwand der Welt, welche das Basislager um über 4500m überragt. Das Rupaltal ist abgelegener als die Märchenwiese im Norden und die touristische Infrastruktur ist weniger entwickelt, sodass man für diesen Trek Zelte, Camping-Ausrüstung und gegebenenfalls Träger für den Transport der Ausrüstung benötigt.


Die Petroglyphen von Gilgit

Entlang des KKH können verschiedene Orte mit Petroglyphen besichtigt werden, mancherorts befinden sich diese sogar direkt am Straßenrand und sind leicht zugänglich. Diese in Stein gearbeiteten Felsbilder sind Überbleibsel aus einer Zeit bevor der Islamisierung Pakistans, als der
Buddhismus die vorherrschende Religion Nordpakistans war. Das Indus-Tal, durch das der KKH heute führt, bildete für lange Zeit eine natürliche Route für Händler und Pilger, die vom heutigen Pakistan nach China und umgekehrt reisten. Für die Reisenden hatten die Petroglyphen eine hohe kulturelle und religiöse Bedeutung.

Kargah Buddha

Die wohl größte und bekannteste Petroglyphe am KKH und in Nordpakistan ist der Kargah Buddha. Sie stellt einen stehenden Buddha dar und misst ca. 15m. Das in den Felsen gemeißelte Bildnis befindet sich in der Nähe der Provinzhauptstadt Gilgit und stammt schätzungsweise aus dem 7. Jahrhundert.

Hunza-Tal

Das Hunza-Tal Das Fürstentum Hunza bestand bis 1974, als es aufgelöst und in den Staat Pakistan integriert wurde. Hunza ist bekannt für viele Dinge, ganz besonders aber für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Äpfel,
Aprikosen, Walnüsse, Mandeln oder Maulbeeren, die in alle Welt exportiert werden. Die Schönheit des Hunza-Tales beeindruckt gewiss jeden Touristen, der diese Gegend besucht, mit seinen üppigen und fruchtbaren Weidegründen am Talboden, den kargen und schroffen Felsen umher, und
schließlich den schneebedeckten Gipfeln des Karakorum Hauptkamms.

Die Einwohner Hunzas werden Hunzukuc genannt und sprechen Burushaski, eine uralte Sprache, die nur dort gesprochen wird. Sie haben eine der höchsten Alphabetisierungsraten in ganz Pakistan und gelten als sehr gebildet. Sie sind Ismailiten, eine Religionsgemeinschaft innerhalb des schiitischen Islam mit insgesamt etwa 20 Millionen Anhängern weltweit.
Die Hauptstadt Hunzas, Karimabad, ist benannt nach dem aktuellen religiösen Oberhaupt der Ismailiten, Karim Aga Khan IV., und ist spektakulär gelegen oberhalb des Hunza-Flusses und unterhalb
von steil hinaufragenden 6000m und 7000m Bergen.

Wahrzeichen der Stadt ist Fort Baltit, das alte Fort von Hunza. Das Fort war früher der Sitz des Mir (Herrscher) von Hunza, heute beherbergt es ein
Museum und ist eine Touristenattraktion in Karimabad.

Fort Baltit in Karimabad

Attabad-See

Der Attabad-See ist im Januar 2010 entstanden als Resultat eines Erdrutsches beim Dorf Attabad, ein paar Kilometer nördlich von Karimabad. Der Erdrutsch tötete damals 20 Menschen und staute das
fließende Wasser des Hunza-Flusses für fünf Monate auf. Infolgedessen mussten viele Bewohner von flussaufwärts gelegenen Siedlungen umgesiedelt werden, und Teile des KKH wurden zerstört und
überflutet. Der gesamte Verkehr wurde in Booten über den See übergesetzt, bis 2015 ein neuer Abschnitt des KKH samt neu gebauter Tunnel eröffnet wurde, der den See umfährt. Mittlerweile wurden insgesamt fünf Tunnel fertiggestellt, die in Kollaboration von Pakistan und China gebaut wurden und die die Straßenverbindung und den Grenzverkehr der beiden Länder
wiederherstellten.

Mit seinem türkisfarbenen Wasser stellt der Attabad-See einen starken und ästhetischen Kontrast zum kargen Umland dar. Der See ist zu einer echten Touristenattraktion geworden, inklusive angebotener Aktivitäten wie Bootsfahren, Angelausflüge oder Jetskiing.

Der Altbad-see

Gojal

Gojal liegt nördlich von Hunza an der pakistanisch-chinesischen Grenze. Die Region wird bewohnt von den Wakhi, einer kleinen, ursprünglich aus Persien stammenden Ethnie in Süd- und Zentralasien. Sie sind wie die Bewohner Hunzas Anhänger des ismailitischen Schiismus. Aufgrund des bergigen und unwirtlichen Terrains wird Gojal nur spärlich besiedelt von ungefähr 20.000 Menschen.

Zu den Sehenswürdigkeiten dieser Region zählen u.a. der gewaltige Batura-Gletscher, mit einer Länge von 57km einer der längsten und größten nichtpolaren Gletscher der Erde; die sogenannte „Kathedrale von Passu“, eine Felsformation nahe der Ortschaft Passu, die besonders bei Sonnenuntergang spektakulär erscheint; und das Tal von Shimshal, mit den höchstgelegenen Siedlungen der Provinz und einigen hohen, aber wenig bekannten 7000ern, wie zum Beispiel Kunjut Sar (7790m), Distaghil Sar (7885m) und Trivor (7577m).

Wandern entlang des Passu-Gletschers in Gojal

Dies waren bloß einige der Highlights, die Reisende entlang des Karakoram Highway erwarten. Die Gastfreundschaft der Einheimischen, die Naturwunder und eine gute touristische Infrastruktur machen diese Reise abwechslungsreich und lohnend. Während die atemberaubende Berglandschaft dieses Gebiet zu einem attraktiven Reiseziel für Outdoor-Enthusiasten macht, sind die historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten in Gilgit-Baltistan etwas für Menschen, die sich für
Hochkulturen, Archäologie und Religion interessieren. Nordpakistan verdient zweifelsohne mehr Aufmerksamkeit für sein touristisches Potenzial.

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